Ausstellung "Die Kunst der Erinnerung"
Der 1923 in Polen geborene Bildhauer Samuel Willenberg war während der NS-Zeit Häftling im nationalsozialistischen Vernichtungslager Treblinka. Als 19jähriger wurde er 1942 von den Nationalsozialisten deportiert. Der heute in Israel lebende Künstler gehört zu den wenigen Häftlingen, die das Todeslager überlebt haben.
Seine einzigartigen Skulpturen zeigen Menschen und Szenen aus Treblinka. Er sagt: "Meine Plastiken sind so etwas wie Skizzen. Im Laufe von drei Jahren schuf ich 15 Figuren aus Treblinka. Ich erzähle mit ihnen die Geschichte Treblinkas, auch wenn man das, was im Lager gewesen ist, nicht wirklichkeitsgetreu abbilden kann." Die Bronzeplastiken waren in mehreren Ausstellungen zu sehen, darunter im Palast des israelischen Präsidenten in Jerusalem.
Treblinka bei Warschau war kein Konzentrations-, sondern ein Vernichtungslager: Fast alle Deportierten wurden unmittelbar nach ihrer Ankunft im Lager umgebracht. Zwischen Juli 1942 und August 1943 ermordeten deutsche SS-Männer über 700.000 jüdische Männer, Frauen und Kinder mit Motorabgasen. Nur wenige der Deportierten ermordete man nicht sofort. Etwa 500 bis 1.000 jüdische Häftlinge mussten für die Deutschen im Lager arbeiten. Einer dieser Sklavenarbeiter war Samuel Willenberg. Zusammen mit seinen Leidensgenossen wagte er am 2. August 1943 einen Aufstand. Etwa 400 der Häftlinge konnten fliehen. Doch nur knapp 70 von ihnen erlebten das Ende des Krieges.
Nach Auschwitz-Birkenau war Treblinka der Ort, an dem die meisten jüdischen Menschen von deutschen Nationalsozialisten ermordet wurden. Das Lager gehörte neben Bełżec und Sobibór zu den Vernichtungslagern der "Aktion Reinhardt". In den drei Mordstätten, im Osten Polens gelegen, fielen zwischen März 1942 und Oktober 1943 1,5 Millionen Juden der nationalsozialistischen Judenverfolgung zum Opfer.
Samuel Willenberg emigrierte nach dem Zweiten Weltkrieg nach Israel, wo er vierzig Jahre im Entwicklungsministerium arbeitete. Nach seiner Pensionierung begann seine zweite Karriere. Er studierte Malerei, Bildhauerei und Kunstgeschichte. Heute lebt Samuel Willenberg mit seiner Frau Ada in Tel Aviv.
Zwischen Treblinka und dem heutigen Sachsen-Anhalt bestehen historische Verbindungen. Ein Teil der SS-Männer hatte vor ihrem Einsatz in dem Vernichtungslager der "Aktion Reinhardt" bereits mörderische Erfahrungen in der Tötungsanstalt Bernburg gesammelt. Desweiteren wurden jüdische Bürger unserer Region in Treblinka ermordet, so zum Beispiel die Dessauerin Lea Jakobsohn.
Die Ausstellung, die seit Frühjahr 2008 in Deutschland zu sehen ist, wurde organisiert vom Bildungsgwerk Stanisław Hantz e.V. und dem Kulturverein Schwarzer Hahn e.V.